Ich habe was beobachtet: Plane eine Weltreise und du bist der Smalltalk-Honig im Party-Beehive! Denn wann immer jemand erzählt, dass er eine Weltreise macht. Oder ein Sabbatical. Oder sonst eine Auszeit. Dann sprudeln Fragen aus anderen Leuten nur so heraus.

Ist ja auch spannend! Finanziell, geografisch, menschlich!

Ein paar der FaQ: Was macht ihr mit eurer Wohnung? Musstet ihr eure Jobs kündigen? Welche Orte wollt ihr sehen? Habt ihr die ganze Reise durchgeplant? Wie lange habt ihr für die Planung gebraucht? Wie finanziert ihr euch in der Zeit – habt ihr die Kohle einfach? Was erhofft ihr euch von dem Trip?

Wenn aber jemand ein, zwei oder mehr Jahre aussteigt, weil er ein Kind bekommt, dann kommen irgendwie nicht die gleichen Fragen. Dabei wäre das doch total logisch! Kostproben?

Was macht ihr mit eurer Wohnung?

Wir rücken enger zusammen. Vermieten sie unter und suchen uns was anderes. Verkaufen und ziehen raus. Uns fällt was ein!

Musstet ihr eure Jobs kündigen?

Hey, oft ist das tatsächlich nötig! Weil der Boss keinen Bock auf Teilzeit hat. Oder der Job nicht in Teilzeit funktioniert. Oder weil nach einem Jahr eben alles anders ist, bei einem selbst oder in der Firma. Plötzlich bewegt man sich, öffnet sich für was Neues, entdeckt neue Talente – und merkt, dass man wirklich nicht sein Leben lang auf einer Position bleiben muss und will. Super coole Lektion auch für die Zukunft!

Welche Orte wollt ihr sehen?

Kinderorte. Orte, von denen wir vorher nicht mal wussten, dass sie existieren. Den Hockey-Club, die riesige Bücherei, die Ritterspiele und das Elbecamp. Die Freestyle-Skate-Halle und den Turnschuhbaum. Aber auch Lieblingsorte. Die Schweiz, New York und viel von der Natur – egal, wo, und alles mit neuen Augen. Wir werden als Familie plötzlich Myriaden neuer Eindrücke und Orte sammeln, die uns sonst immer verschlossen geblieben wären.

Habt ihr die ganze Reise durchgeplant?

Nur grob: Elternzeit, große Reise vor der ersten Einschulung. Umbau des Hauses. Einen Hund nicht vor dem Schulalter. Aber hey, Leben ist das, was passiert, während du andere Dinge planst. Wir bleiben spontan. Deswegen heißt der Spruch ja auch nicht „Journey`s a journey“, sondern „Life`s a journey“!

Wie lange habt ihr für die Planung gebraucht?

Wir hatten rund neun Monate, uns für die erste Etappe startklar zu machen. Das hat dicke gereicht.

Wie finanziert ihr euch in der Zeit?

Kreativ! Ich habe viel frei geschrieben, für Magazine und Agenturen. Aber ich bekam auch einen Buchvertrag angeboten (einfach so, per Email!) und einen Job. Da kam einiges zusammen. Mit Kindern hatten wir also etwas weniger Geld als vorher – aber bunter verdient. Und wir geben es jetzt auch anders aus. Sorgen eher für Andere als für uns, das macht sogar mehr Spaß.

Was erhofft ihr euch von dem Trip?

Spaß. Liebe. Familie. Ich meine, was erhofft man sich von einem Sabbatical? Ich hatte zwei Auslandssemester (Winter in England, Sommer in Italien), lange Reisen, zwei Elternzeiten. Ich würde behaupten, auf eine Art hat all das aufs Gleiche ziellose Ding eingezahlt: Gute Momente zu haben. Eine Zeit zu verbringen, in der mehr im Kopf stattfindet als die Frage nach dem nächsten Fußpflegetermin. Aber eine Freundin von mir hat mal gesagt: Nach einem Jahr work and travel war ihre Rückkehr Auslöser einer Depression, weil sich nichts geändert hatte zu Hause. Sie kehrte heim – und nahm ihr Leben da wieder auf, wo sie es zurückgelassen hatte. Sie hatte Eindrücke gesammelt, gute Momente, sich durch manches durch gekämpft – und das Resultat? Ging über das Konzept von „Erfahrung“ eben nicht hinaus. Ihre seelischen Veränderungen fanden keine Entsprechung in der außergedanklichen Wirklichkeit.

Ich glaube, das ist der größte Unterschied: Du steigst aus dem Job aus, um einen Teil der Welt zu sehen, und ein Jahr lang ist alles anders. Oder du steigst aus dem Job aus, um die ganze Welt neu zu sehen. Und alles ist anders für immer.

(Und der Vogel auf dem Foto ist mit Kindern eben IMMER ein Hase auf Skiern. So.)

 

⚓ HAMBURG-TIPP

Bei dem Regen wird’s einem ja ganz herbstlich um die Birne! Deswegen empfehle ich heute einen Gummistiefel-Spaziergang durch den Klövensteen. Da kommen einem sehr oft Reiter entgegen, und alles in allem sieht es ziemlich genauso aus, wie wenn man durch Georgia reitet.