
Ich, Horror-Mum
Wasser bahnt sich immer einen Weg. Fragt mal Leute, die in Neubauten an der Alster wohnen: Feucht gewinnt.
Bei Blödheit scheint mir das genauso.
Bei meiner jedenfalls. Bis ich Kinder hatte, war ich mit mir ganz zufrieden. Also, jetzt noch eine Ecke entfernt von blasierter Selbstverliebtheit, aber zumindest was meinen IQ anging, war ich noch nie an meine Grenzen geraten.
Aber dann bekam ich Kinder.
Und seitdem fühle ich mich idiotisch. Weil: Ich bin idiotisch von Zeit zu Zeit.
Hier eine kleine Auswahl meiner Momfails:
- Erst putzen, dann Reispfanne servieren. Zum Davonlaufen bekloppt.
- Dinge „ausprobieren“ (Fernsehen beim Zähneputzen zum Beispiel. Wie in drei Teufels Namen dachte ich würde es die nächsten 7000-Mal funktionieren?)
- Mich abfeiern, weil ich es ohne Kratzer in diese enge Quer-Parklücke geschafft habe. Und mich dann fragen, wie der Kofferraum von innen aufgeht – anders hätten wir da nämlich nicht aussteigen können.
- Bedienungsanleitung vom neuen Kinderwagen nicht lesen. Und dann keinen Schimmer haben, wie die Autoschale da wieder abzumontieren geht. Musste die S-Bahn nach Hause nehmen, da Kind mit Autoschale am Kinderwagen gefangen war.
- Denken „Kurz ohne Windel tut den beiden bestimmt auch gut.“ Anders als dem Teppich. Dem Sofa. Der Bettdecke. Meinen Klamotten. Andere wären vorher drauf gekommen.
- Das Puffi so hoooooch schaukeln, wie es das verlangt – und es dann bis aufs Nachbargrundstück fliegen sehen.
- Beim Tür zu ziehen nicht den Türrahmen im Auge behalten. Bin Gott dankbar, dass Puffis Finger noch alle dran sind. Sie steckten IN der Tür fest. Musste die Tür ranziehen, aufschließen und hoffen.
- Danach die falsche Hand kühlen.
- Wegen einer Lappalie nachts zum Notdienst fahren. Nach vier Stunden Wartezeit habe ich das auch eingesehen und bin gegangen. Der Empfang im UKE war schon leer, niemand nahm´s überhaupt auch nur zur Kenntnis. Denke, die wollten das so.
- Ich wollte cool sein und hab die Nachbarshunde zum Spielen im Garten eingeladen. Als erstes haben sie Puffis Teddy zerfleischt.
- „Ohrenkneifer tun nichts“? Pustekuchen! Den Schrei hab ich jetzt noch im Ohr!
- Mein schlimmster Momfail besteht mir aber noch bevor: Ich habe epische Flugangst. Ich fliege trotzdem, aus Gründen der Statistik – und weil ich mir von einer Angst nicht sagen lasse, welche Länder der Erde ich gesehen haben darf. Aber ich gehe davon aus, dass ich meine Kinder auf beiden Flügen schwer traumatisieren werde.
Ich bin kurz gesagt irgendwas zwischen Vollkatastrophe und gut-dass-sie-so-klein-sind-dass-sie-das-alles-noch-nicht-verstehen.
Ich würde ja Besserung geloben! Das Problem ist nur, so sehr ich es versuche: Mehr Konzentration ist einfach nicht drin. Der Prozessor zwischen meinen Ohren ist mit den Befehlen „satt machen“, „nicht austrocknen lassen“ und „lebensgefährliche Gefahren im Auge behalten. Vorwegnehmen. Verhindern“ so ausgelastet, dass der Rest unter einer dicken Watteschicht verschwindet.
Mache mich auf familiären Shitstorm gefasst, sobald die Kleinen so viel Grips haben, dass sie das alles sehen. Habe aber glasklare Vorwärts-Verteidigungsstrategie: Jemand, dem ich zeigen musste, wie man einen Löffel hält und wozu Klopapier da ist, ja, so jemand darf nichts sagen über mein Einparkverhalten. Hugh.
⚓ HAMBURG-ANGST
Hab das Puffi neulich bei Pflanzen Kölle Koi-Karpfen füttern lassen. Muss dringend googeln, ob die ihn hätten zerfleischen können.