Ich weiß, dass ich nichts weiß
Manchmal fällt mir ja vor allem eins auf: Dass ich keine Ahnung habe. Jetzt nicht im Sinne von „Ich muss dringend noch 17 Ratgeber zu den Themen Stillen bis Trotzphase durchackern.“ Sondern im Sinne von: Meine Kinder sind noch echt klein. Ich habe keine Ahnung, wie ich am ersten Schultag fühlen werde. Ob die Schule wirklich irgendwelche Probleme bringen wird. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wie ich meinen Jungs in der Pubertät begegnen kann, sollte und werde. Und wie es ist, sie immer und immer mehr zu, ja: verlieren.
Denn jetzt sind sie noch so unbefangen in ihrer Zuneigung. Und so ehrlich in ihrer Bedürftigkeit. Nach der Kita fliegt Puffi mir mit einem Küsschen in die Arme, wenn er sich weh getan hat, kommt er zum Pusten. „Wieder gut“, sagt er danach, und manchmal will er noch ein bisschen gehalten werden.
Aber das wird naturgemäß immer weniger werden. Schätze, nach der Klassenfahrt in der 10.ten wird er mir nicht mehr um den Hals fallen.
Als ich ihn das erste Mal im Arm hatte, war mein größtes Gefühl: Ich will ihn beschützen, niemand darf ihm was tun. Aber gleichzeitig auch schon: Er soll er selbst werden. Seinen Weg machen. Ich werde ihm nicht im Weg stehen. „Roots to grow and wings to fly“, sagen die Engländer, das würde ich ihm gerne ermöglichen. Nicht an ihm zerren. Aber eine Bekannte von mir hat nach Indien geheiratet, ihre Schwester nach Australien: Ich würde gerne mal bei den Eltern anrufen und fragen, wie ihre Elternschaft sich anfühlt. Ich schätze, es ist nunmehr eine eher spirituelle Erfahrung.
Das mit dem Loslassen kann also individuell auch eine größere Aufgabe werden.
Na, scheiß drauf, es wird schon kommen. Ich drück meinen beiden die Daumen, dass ihre alte Mutter das gut hinkriegt, sich unsichtbar zu machen. Mein
HAMBURG-TIPP geht deswegen heute an alle bewundernswerten, tollen Mamas, die ihre Kinder schon groß gezogen haben. Ganz ohne Blogs, Internet und Ratgeber-Industrie! Und die das Loslassen schon so weit gelernt haben. Tut doch mal eine Woche lang jeden Abend etwas, das ich mit meinen Kleinkindern nicht kann. Belohnt euch für eure Freiheit, die wiederzuerlangen bestimmt auch mal weh getan hat.
- Geht ins Kino.
- Trinkt Alkohol.
- Seid einfach mal plump stolz auf alles, was ihr geschafft habt.
- Genießt zusammen mit einer Freundin das Weiß eurer Möbel, den Glanz eurer Küchenfronten und die Stille am Spätnachmittag.
- Geht essen. Am liebsten zu FADDA in Eimsbüttel. Lecker italienisch. Nix für Kinder (Barhocker!). Einer meiner Lieblingsläden vor der Mamawerdung.