Also, ich fand schon immer seltsam, dass manche Menschen was gegen die sexuelle Orientierung ihrer Kids haben. Die Vorstellung, meine Eltern würden sich für mein Intimleben interessieren (und es bewerten wollen!), ist mir sehr fremd.

Anderenfalls müsste man sonst ja auch einmal im Jahr ein Statement über die eigene (Ab-)Artigkeit abgeben? Nach dem Motto :

„Wollte mal fragen, welche der von mir favorisierten Sexualpraktiken / Lebensweisen / Ansichten für euch okay sind?“

Und die Eltern antworten dann:

„Egal, Hauptsache, hetero?“

Ach nee, Absolution der Eltern fürs Poppen, Lieben und Leben: Find ich doof.

Also: Meine Jungs dürfen ausdrücklich auf gleichgeschlechtliche Hochzeiten gehen. Wenn ich so drüber nachdenke: Neben Ibuprofen, dem Internet und Fertiggerichten sind schwule Hochzeiten wahrscheinlich das, was unser Jahrhundert am besten macht! Geistesgeschichtlich, kulturell, emotional. Und eins ist klar:  Puffi hätte schon Spaß am Blumen streuen! Sobald Nummer zwei krabbeln kann, könnte man ihm ein Ringkissen auf den Kopf schnallen und ihn den Gang zum Altar langrobben lassen.

Noch mehr: Vielleicht feiern sie selbst irgendwann ja mal gleichgeschlechtliche Hochzeit? In dem Fall hoffe ich eins: Ich werde kommen und zu den Weather Girls tanzen, bis ich umfalle! 

Deswegen fand ich das Buch von Kiez-Größe Olivia Jones ganz interessant und habs mir gegriffen. Ich gestehe: Allzu viel erwartet habe ich (shame on me!) ja nicht! Und wurde mal wieder positiv überrascht. Denn die Story ist lustig, kindgerecht, einfühlsam – und macht Spaß. Ein charmanter Weg, seinen Kindern im Vorbeigehen nahezubringen, dass es viele, viele Lebens- und Liebesmodelle gibt. Und dass „schwul“ kein schönes Schimpfwort ist.

⚓ HAMBURG TIPP

Quasi im Vorbeigehen sehen Kinder, dass es nicht immer Mama und Papa braucht auf der Langen Reihe. Traditionell schwule Cafés – und leckerer Kuchen. Zum Beispiel Café Gnosa, Lange Reihe 93. Für die Eltern gibt’s Olivias legendäre Kiez-Touren hier: Klicken und live erleben.

⚓ BUCH-TIPP

Olivia Jones: „Keine Angst in Andersrum – Eine Geschichte vom anderen Ufer“ ist viel mehr, als es klingt, kostet 9,99 Euro und bekommt das Hanse-Mami-Prädikat „Jeden Cent wert!“