
Kurz mal Pausetaste!
Ich hatte vergangene Woche so viel um die Ohren: Da fiel bloggen quasi aus. Und ich brauchte ehrlich gesagt auch ein bisschen Zeit. Weil: Normalerweise habe ich gute Laune. Ich mag mein Leben. Da plappere und tippe ich gern drauf los! (Oder ich verkneife es mir wenigstens, wenn mir eine Laus über die Leber gelaufen ist).
Aber die Bilder, die letzte Woche an mich rangingen, haben mich so berührt, dass ich erst nachdenken musste.
Da war der kleine Junge, tot am türkischen Strand. Statur und Größe irgendwo zwischen meinem Puffi und meinem Neffen.
Und auf einmal habe ich so viele Menschen gelesen, die sagen: Man darf den Jungen nicht zeigen. Aber machen wir uns nichts vor: Ohne diese Fotos wäre seine Geschichte nie erzählt worden. Hunderte Tote, anonym versunken im Mittelmeer, sind der Beweis. Dieser kleine Junge ist nicht mehr anonym. Sein Tod tut beim Hinsehen weh. Und nun sollen wir wegsehen, um seine Persönlichkeitsrechte zu schützen?
Da war meine Nummer zwei, im Planschbecken des Volksdorfer Schwimmbads, fröhlich quiekend.
Da waren die Flüchtlingszüge, Helfer, die mit dem Nötigsten am Bahngleis stehen und die begrüßen, die es geschafft haben.
Da war mein Puffi, freudestrahlend in der S-Bahn. Jeden Tag kommen wir drunter durch, jeden Tag quakt er, dass er S-Bahn fahren will. Endlich.
Da war die Liste der Flüchtlingshilfe in den Messehallen: Keine Kuscheltiere für Kinder, bitte. Nicht mal neu, einzeln oder eingeschweißt. Ich hoffe, die Kleinen können bald wieder Kinder sein. Inklusive Kuscheltier. Ich weiß, dass das banal klingen mag. Aber wir alle wissen auch, dass Kinder anders ticken. Dass sie ohne ihren Kuschelfrosch nun mal nicht schlafen mögen.
Da war das Puffi, wie es sich zwei Plüschkatzen unter die kleinen Arme klemmt, um ihnen die Kaninchen im Garten zu zeigen.
Da war das „rechte Pack“ – Leute, denen man ansieht, dass sie Verlierer sind. Die aber nicht nur Verlierer sind, sondern dann auch noch Grund bieten, von jedem verachtet zu werden, der aufgeklärt denkt. Die sich selbst zum Spucknapf degradieren durch ihr Tun.
Da war Nummer 2, wie er immer und immer wieder aufsteht. Kleine Schrittchen macht, die Fußsohlen nach innen gekrümmt. Wie ich ihn immer und immer wieder abfange, bevor er schmerzhaft fällt.
Ihr seht: Ich habe das diese Woche nicht zusammen bekommen: Mein fröhliches Leben in einer schwierigen Welt. Irgendwann werden die Kinder so viele Fragen stellen, auf die ich keine einfachen Antworten habe….
⚓ HAMBURG-TIPP
Auch wenn es keine Kuscheltiere sind: Wir dürfen natürlich weiter für die Familien spenden, die hier ankommen und ihnen helfen. Auf fb einfach unter refugees welcome gucken!