So, dieses Buch ist euch wahrscheinlich schon begegnet. Wie aber rezensiert man ein Werk, das buchstäblich überall schon besprochen wurde? Man macht es als Allerletzte. Das ist mein USP, ich bin die Letzte. So, hier also mein Senf für die tolle Wurst, die Rike Drust da gedreht hat.

Wer ist Rike?

Textgöttin aus Hamburg, Mutter von zwei Kindern und offensichtlich jemand mit irre viel Herz und Verstand. Ihr Buch ist Ratgeber ohne Zeigefinger, Wegweiser ohne Vorschriften und, am wichtigsten: Irre witzig. Und gleichzeitig traurig. Damit vermittelt es ganz subtil zwischen den Zeilen, was das Elternsein manchmal ausmacht: LACH DRÜBER und reg dich nicht auf. Sei traurig und rock on. An ihrem eigenen, schonungslos ehrlich beschriebenen Beispiel kann man sich als Elternteil super genau darin schulen.

Warum mag man dieses Buch?

Weil es kein Ratgeber ist, der uns sagt, was wir tun sollen. Weil es keine Selbstdarstellung um ihrer selbst willen ist. Weil es wahnwitzig leichtherzig, sprachlich reich und so witzig geschrieben ist, dass frisch Beckenboden-gechallengte unter uns lieber eine Runde Trampolin springen gehen als es zu lesen.

Ich denke, es ist sowas wie „Generation Golf“ für die Generation Golf, nur bis 2017 alt geworden und als Eltern. Ebenso wie beim vielgehypten Illies schafft Drust es, dass man sich selbst auf verblüffende Art wiedererkennt. Bis in kleinste Details gerät man ins Kopfschütteln, weil die Erfahrungen sich eben so gleichen. Das bewirkt, dass man sich fühlt wie aufm guten Konzert, da denk ich auch immer, Robert Smith singt nur für mich, trifft nur meine Seele genau und muss wissen, wie ich mich fühle. Drust ist mein Lese-Cure und Illies 3.0. Yeah.

Warum soll man es lesen?

Weil man als frisch gebackenes Elterntier erstmal zu wenig liest. Weil es unfassbar gut tut, zu wissen, man ist nicht allein. Es geht vorbei. Es tut mal weh. Ich zum Beispiel fand den größten Kack am Kinderhaben (das ich davon abgesehen immer ziemlich superst finde) diese unfassbare Müdigkeit. Ich konnte meine Kinder aufm Spieli nicht mehr hochheben. Weil es nicht GING. Und ich weiß, dass das ein gewöhnliches Elternproblem ist, aber Rike ist der allererste Mensch, bei dem ich das gelesen und mich verstanden gefühlt habe. Tatsächlich dachte ich sogar: Scheiße, die hatte es ja noch schlimmer erwischt (sorry Rike, falls du das liest, deine Arschkarte war wohl noch einen Quadratmeter größer als meine. Aber I feel you).

Was ist blöd?

Je nachdem, wie alt die eigenen Kinder sind, interessiert einen vielleicht noch nicht jedes Thema. Aber hey, Thomas Mann hat im Zauberberg über 20 Seiten auf die Beschreibung eines Plattenspielers verwendet und dafür richtig Fame eingeheimst, und so gesehen muss man auch die noch-nicht-relevanten Passagen als Metapher auf das eigene Elternleben lesen, das ja auch noch eine Weile andauern wird. Vielleicht werde ich die Schulmobbing-Seiten, die mich momentan inhaltlich noch nicht sooo berühren, in fünf Jahren hart abfeiern.

Sollt ihr das kaufen?

Ja. Und das sage ich wie immer, ohne Geld dafür zu bekommen. Einfach, weil ich das denke. Geht am besten in eine ziemlich geile Buchhandlung und nehmt noch was mit. Lesen ist nämlich immer, immer, immer eine gute Idee.

 

⚓ EXTRA-LEKTÜRE-TIPP

Wo wir hier gerade einen so hübschen Lesekreis haben: Ähnlich ausgeflippt bin ich über das neue SZ Familienmagazin namens Familie. Und da war ich vorher skeptisch: Was will ein Verlag 2017 schon noch reißen? Antwort: Diese Zeitschrift, die sich 50:50 an Kinder und Eltern richtet. Und das beides absolut genial. (Auch dieser Tipp ist nicht bezahlt. Genau wie der Rest dieses Blogs. Das ist also ncht Werbung, sondern echtjetztEmpfehlung.)