
Stockender Verkehr
Die FDP (in Gestalt von Wieland Schinnenburg, ihrem verkehrspolitischem Sprecher), sagt: „Hamburg hat bei verkehrsadaptiver Ampelschaltung großen Nachholbedarf.“
Da unterscheide ich mich halt von der FDP.
Ich sage: AAAAAAAAAAAAAHHHHHHHRRRRRRGGGGHHHHH!
Es ist zum Lenkrad knabbern. Irre werden. Durchdrehen. Ich glaube, der Dalai Lama würde bei Rot durchfahren. Da hilft kein Wunsch nach Frieden, die städtische Ampelschaltung verursacht einen Gefühlszustand irgendwo zwischen Aggression und Depression.
Mein Baby LIEBT Autofahren. Das ist wie Narkose für ihn, er pennt sofort ein – bis zur nächsten Ampel. So friedlich er vorher war: Da dreht er durch. Wird zum Tier. Das macht ihn rasend. Ihm wachsen Eckzähne und Nackenhaare. Und seine Stimmbänder werden groß wie Apfelstrudel. Er BRÜLLT.
Man stelle sich also den Druck vor, mit dem Hansemami mit Kindern im Auto fährt. Aber es hilft kein Beten, Schleichen, Rasen, egal, wie man es anpackt: Die nächste Ampel ist rot. JE-DES-MAL. Ich würde rechts abbiegen, links abbiegen, die Hauptstraße nicht mehr verlassen – aber es gibt kein Entrinnen. Wie in Krimis, in denen der Täter schon wartet: Die nächste Ampel kommt. Und sie ist rot.
Liebe Stadtplaner: Ich leih euch mein Baby. Friedlich schlafend im Kindersitz. Und schick euch dann auf einen 27-Kilometer-Kurs von sagen wir Blankenese bis Winterhude. Denn es wacht ja nicht auf, weil die Fahrt so lang ist. Sondern weil man IMMER und IMMER WIEDER STOPPT! Und weil das nebenbei bemerkt die Fahrtzeit in etwa verdreitausendfacht!
Wer mit Kindern durch Hamburg im Auto fährt, sollte immer Getränk, Essen, Spiele dabei haben. Ach, am besten auch Wärmedecke, Schneeketten, Ersatzkanister! Notfall-Handy, Zahnbürsten und Schlafsäcke, so ein Nachmittag, Sommer, Jahr ist schnell an der Kreuzung weggewartet!
Die FDP hat übrigens auch rausgefunden, warum das so ist: „Der Senat muss einräumen, dass noch nicht einmal bei jeder zweiten Ampelanlage Detektoren vorhanden sind, die wartende Fahrzeuge erfassen (vgl. Frage 5). Damit ist nicht einmal die einfachste Grundlage einer verkehrsadaptiven Ampelschaltung vorhanden.“ Na, das wär dann doch was. Als Wahlversprechen für alle Hanse-Eltern wirkt es vielleicht ein bisschen.
⚓ HAMBURG TIPP
Ich hab noch einen (Hamburg-)Tipp: Wann immer ich rot habe, hat ein anderer grün. Ja, das eigene Stehen ermöglicht einem anderen das Fortkommen. Auf dem Rad, zu Fuß, im Bus oder Auto. Wenn mein Baby schreit, schweigen zehn andere. So stell ich mir das vor, das lässt mich ruhiger werden.
Amen.
Ach so: Oder ihr fahrt Fahrrad. Zum Beispiel so.