Mein Hirn im Remix-Modus. Ich fahre am Weihnachtsmarkt an der Osterstraße vorbei. Und muss an zwei Begebenheiten denken.

  1. Eine ICE-Fahrt nach Leipzig vor ein paar Jahren. Durch den Zug geht eine Mittvierzigerin mit einem Korb Rosen. Sie bietet den Passagieren an, eine zu nehmen, denn: „Mein Vater ist der Lokführer dieses Zuges. Er hat heute nach über 40 Jahren seine letzte Fahrt. Und er hat sich nach jedem Dienst gefragt, wer die Menschen sind, die er fährt. Nach Hause, zu Geburten, Beerdigungen, Klassentreffen und Dienstreisen. Ich denke, er freut sich, wenn Sie ihm Lebewohl sagen.“ Auf dem Bahnsteig dann große Tränen, wildfremde Menschen liegen sich in den Armen – und ein gerührter Lokführer bekommt nach all den Jahren ein Dankeschön.
  1. Ein Priester in Eimsbüttel, der erzählt: „Früher habe ich Schwangere, die an mir vorbei gingen, immer gesegnet. Aber die guckten dann so komisch! Bis mir auffiel, dass ich tagsüber in zivil ja nicht als Geistlicher zu erkennen bin. Seither segne ich sie nur noch in Gedanken.“

Ich werfe einen Blick zwischen die Stände. Und habe den spontanen Wunsch, den Budenbetreibern eine Rose in die Hand zu drücken. Und dem Mann im Karrussell-Kassenhäuschen. Und auch den beiden Polizisten, die mit Maschinenpistolen patrouillieren. Ich will „Danke“ sagen und „Weitermachen“. Aber dann siegt der Normopath in mir und ich schicke nur gedanklich ein Danke in ihre Richtung.

Frohe Weihnachten, ihr tapferen Weitermacher da draußen. Und danke.

 

⚓ BLUMEN-TIPP

Solltet ihr akut doch noch ein Blumengeschenk brauchen: Einer meiner liebsten Blumenläden ist „Die Straußbar“ in der Osterstraße. Da stammten auch meine Hochzeitsblumen her. Maiglöckchen im September. So schön.