Habe ich ja gestern schon beschrieben: Die Serienaufnahme-Funktion ist kein Segen für Neu-Eltern. Der Techno-Beat unter den Aufnahmemodi macht halt Masse, keine Kunst. Als es um die Gestaltung des Kinderzimmers geht, hänge ich auch kein Bild auf, das ich geschossen habe. Sondern ein Foto von einem befreundeten Fotografen, Manfred Wigger.

Er schenkt dem Puffi Hühner, weil der Kleine die auf dem Bauernhof so irre mochte. Und er ist es auch, der die Geburt von Nummer zwei begleitet und fotografiert.

Und wenn man einem Fotografen ein Kompliment machen will, dann wohl das, ihn mitzunehmen zu einem so intimen und persönlichen Ereignis.  Aber genau das passt zu Manfred: Er ist da, ohne dass seine Anwesenheit zum Angriff würde. Fotografiert, ohne die Geschehnisse damit weniger wahrhaftig werden zu lassen.

Seine Gestik ohne Kamera in der Hand ist sparsam, sein Style klassisch, und wenn er über sich selbst spricht, dann baut er oft Vorbehalte in seine Aussagen ein. Das ist wahre hanseatische Noblesse!

Kurz könnte man sagen: Sein Beruf ist ihm nicht zugefallen, sondern er hat ihn erst über Umwege erschlossen. Das Physikstudium war nicht das Richtige, das Hobby Fotografie schlich sich langsam über die Kunstgeschichte auf den ersten Platz seines Lebens. Als er sich an der Kunsthochschule Kassel bewirbt, um sich von Grafik-Guru Gunter Rambow und Hans Hillmann unterrichten zu lassen, da, sagt er, „wusste ich nicht mal, was eine Mappe eigentlich ist.“ Heute bewertet er am Hamburg Institute of Design selbst Mappen junger Talente – und sagt über seine eigene: „Die war schon gut, aber ich hatte ja damals gar keinen Vergleich.“ Immerhin, doch einmal ein Lob für sich selbst (oder wenigstens sein Tun. Von Großspurigkeit ist Manfred ungefähr so weit entfernt wie ein Bobby Car von der Formel Eins)!

Trotzdem steht er bis heute seiner eigenen unübersehbaren Brillanz wohl wie ein Fremder gegenüber, sagt Sachen wie „Ich interessiere mich nicht besonders für Kunst“, obwohl er selbst welche macht, inklusive großer Ausstellungen. So spielte er auch immer mal wieder mit dem Gedanken, nicht mehr mit Bildern, sondern mit Menschen zu arbeiten. Und hat wohl erst in den jüngsten Jahren verstanden, dass beide Leidenschaften zusammenhängen: „Seit einer kinesiologischen Ausbildung kann ich Models ganz andere Tipps geben. Ich sehe zum Beispiel in ihren Augen, wenn sie Durst haben und lasse ihnen eine Pause.“

Mit meinen Kindern geht Manfred Wigger immer sehr einfühlsam um, Nummer zwei will er künstlerisch begleiten bis ins Erwachsenenalter. Deswegen war er auch bei seiner Geburt dabei. Und das war nicht peinlich, seltsam oder deplatziert, sondern ganz ergreifend, weil es für ihn auch so was besonderes war. Weil wir in seinen Reaktionen gesehen haben, dass das Wunderbare dieser Sunden auch für Andere so fühlbar ist. Und weil wir das heute auch seinen Fotos ansehen.

Und natürlich könnte ich an dieser Stelle Dutzende der Fotos posten, die er von Puffi und Nummer zwei gemacht hat. Aber weil ich beschlossen habe, dass ich nicht zu viel von den beiden offenbaren möchte, zeige ich euch lieber ein Foto, das ich von Manfred gemacht habe. Schön mit dem Handy geknipst, keine Extra-Würste für große Künstler!

 

 

⚓ HAMBURG TIPP

Eines von Manfreds Kunstprojekten: „Das Fahren mit dem Schiff.“ Für mich Spitzenfotos – und zugleich mein Hamburg-Tipp von heute: Weil maritime Kunst eines Wahlhamburgers vielleicht nirgends schöner aussieht als in Hamburger Häusern. Hier zu sehen.

 

HAMBURG-TIPP 2

Wer sich Manfred Wigger als Dozent wünscht, muss sich am Hamburg Institute of Design bewerben, Infos unter http://ingd.de/ oder in der Freien Kunstakademie Hamburg

 

HAMBURG-TIPP 3

Manfred Wigger fotografiert eigentlich keine so privaten Anlässe wie Geburten. Aber er hat ein gutes Herz. Wer also anfragen möchte, erreicht ihn unter m@nfredwigger.de.