
Warum ich meinen Kindern keine homöopathischen Mittel gebe
Neulich gab es diesen weltweiten Aufschrei, als Donald Trump aus dem Klimaabkommen ausstieg und das mit einer überraschend irren Begründung tat: Es sei nicht sicher, ob der Klimawandel wirklich vom Menschen verursacht sei.
Die Diskussion danach war – wäre sie nicht so ernst – beinahe ein bisschen witzig anzusehen: Alle so „ooooooh nein“ und „ooooh Gott“ und „wieeee dumm“, denn schließlich ist genau das ja wissenschaftlich sehr wohl erwiesen: Wir Menschen sind schuld am Klimawandel. Ein einfacher Satz, den man a) easy unterschreiben und sich damit b) auch einen Hauch Intellektualität geben kann, denn man schlägt sich auf die Seite der Wissenschaft.
Die Gegner, die da auf dem Platz aufgelaufen waren, machen es einem aber auch zu leicht: Auf der einen Seite der tumbe, orangefarbene Insolvenz-Tölpel und Pussy-Grabber, der durch eine, nun ja, Verkettung von Umständen an Macht kam, die für seinen Intellekt eindeutig zu groß ist. Und auf der anderen Seite die smarten, weitgereisten und idealistischen Meeresbiologen, Klimaforscher und Greenpeace-People, deren Klugheit man selbstverständlich mehr vertraut als dem Irrsinn dieses sexistischen Möchtegern-Despoten.
Und wollen wir nun von Homöopathie reden? Da sind die Fronten auf die gleiche Art verteilt: Die, die die Wissenschaft leugnen. Und die, die ihr Recht geben. Nur, dass – dem Lobbyismus der Homöopathie-Liga sei dank – ein Teil der Bevölkerung die Sympathien andersherum verteilt hat. Da werden die Forscher als „dem Kommerz zugehörig“ dargestellt, während ausgerechnet die Seite, die aus nichts als Wasser Milliardengewinne macht, als die idealistische dargestellt wird.
Das will mir nicht in die Birne, und um es klar zu sagen: Ich zahle nicht an eine Milliardenindustrie für den Placebo-Effekt. Für „geistartige Heilkräfte“ (das ist das, was in Homöopathie „wirkt“, Wirkstoffe sind ja keine drin). Ich lasse mich, kurz gesagt, nicht auf den Arm nehmen.
Die Wissenschaft ist eindeutig: Der Klimawandel ist real. Und Wirkung durch Homöopathie nicht möglich.
Nun könnte ich sagen: Ich nutze den Placebo für meine Kinder, ist doch praktisch. Das aber das würde verkennen, was sie mit Globuli lernen: Hast du was, nimmst du was. Schmerz? Medizin drauf. Schreck, Angst? Pille rein. Lappalie zugezogen? Mund auf. Im Grunde könnte die Homöopathie die cleverste Nummer der Pharmaindustrie ever sein, zur medikamentösen Früherziehung. Für mich fühlt es sich so an, als reichte ich meinen Kids bei jedem Konflikt ne Kaugummi-Zigarette und sagte „Zieh erstmal n Placebo durch.“ Damit sie schon mal lernen, wie sie später so richtig cool entspannen können.
Und um nur zwei Argumenten der ermüdend monotonen Diskussion vorzugreifen: Nein, es gibt keine seriösen Studien pro Homöopathie, die irgendwo unter Verschluss gehalten werden. Das behauptet Trump auch von solchen, die den Klimawandel widerlegen. Aber es wäre praktisch für die, die auch in Ermangelung solcher Studien Recht behalten wollen, nicht wahr?
Und nein, was „heilt“, hat nicht Recht. Denn Homöopathie heilt exakt gar nichts. Sie wird entweder bei Lappalien eingesetzt, die von selbst verschwinden. Oder sie wird, Treppenwitz der Geschichte, zusätzlich zur Schulmedizin genommen.
Ich finde: Kinder dürfen an den Weihnachtsmann glauben, den Osterhasen und von mir aus an die Zahnfee. Aber Wissenschaftsleugnern wie Donald Trump und der Homöopathie-Industrie, denen nicht.
⚓ HAMBURG-SPENDEN-TIPP
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