
Warum lieben Familien Dänemark so?
Man nehme den euphorisch-bekoksten Text eines gewöhnlichen Maklers, der eine Altbauwohnung in einem In-Viertel vertickt. Dann ziehe man jedes einzelne Attribut ab. Heraus kommt die dänische Einöde, in der wir gerade Urlaub machen. Hier gibt es nicht: Quirliges Leben. Hippe Boutiquen. Kulturelle Hotspots. Nicht mal einen Instant-Kaffee am Strand, der auf eine Promenade gleich ganz verzichtet … genau wie auf eine Indie-anthrazit-Bierbänke-Location. No hipster, no try.
Die Dänen sind das glücklichste Volk der Welt – und immer wenn ich hier bin, beschleicht mich der Verdacht: Das kommt vor allem daher, dass sie auch das genügsamste sind. Hier schreit es nicht so nach Konsum, selbst in Kopenhagen muss man Eitelkeits-Schaulaufen suchen, irgendwie macht sich hier alles rar, was die Exzesse unserer Zivilisation so ausmacht. Egal, wo man hinschaut: Die Küche, das Königshaus, das Klima – kein Einzelteil dieses Landes ist ein Superlativ. Wenn Brasilien eine allzeit feierbereite Sexbombe ist, Italien eine vor Erotik platzende Pasta-Köchin und Deutschland eine geliftete Milliardärin, dann ist Dänemark: Eine schroffe Apfelbäuerin. Vielleicht findet man hier allenfalls Extravaganz im Süßigkeitenregal: Die Dänen verstecken Lakritz in fast jedem Riegel harmlos aussehender Schokolade. Humor auf hyggelig.
Und das Geilste: Nicht mal ihre Bodenständigkeit haben sie zur Industrie gepimpt. Nach dem Motto „Wandern mit der Apfelbäuerin“, back to simplify-your-fucking-chilled-base, alles in „Keinohrhasen“-Ästhetik auf Altpapier-Seiten irgendwelcher Broschüren. Dänemark ist tierisch erfolgreich als Tourismus-Magnet, weil es so ist, wie es ist. Punkt.
Ihr glaubt gar nicht, wie mich das entspannt. Dänemark ist wie Einkaufen 1989. Wie eine Kapuzenjacke ohne Label. Wie ein Waldspaziergang ohne Funktionsjacke. Ich empfehle hiermit ganz Dänemark als Familienurlaubsland. Uneingeschränkt. Zumal es von uns Glückspilzen in Hamburg gerade mal zwei, drei Stunden Autofahrt entfernt liegt.
⚓ EXTRA-CITY-TIPP
Der beste Ehemann und ich hatten auch vor den Kindern ein Leben! Und darin haben wir mal einen sehr, sehr schönen Abstecher ins „Kong Arthur“ in Kopenhagen gemacht. Ach, die Dänen, sie können ja auch Design und schöne Dinge, und gutes Frühstück. Und all das haben sie in dieses kleine Hotel gestopft.