
Wegen der XL-Mieten: „Früher Familie, heute Zwangs-WG!“
Alle klagen darüber, dass die Mieten (und Kaufpreise) für Hamburger Wohnungen nicht familienfreundlich sind – zurecht. Noch härter als intakte Familien trifft das getrennt lebende fühlende. Denn sie können sich einen Umzug und die Teilung auf zwei Haushalte oft nicht leisten.
Eine, die das trifft, ist die Hamburger Mama Nina (deren Namen wir auf ihren Wunsch geändert haben). Hanse-Mamis hat sie erklärt, wieso sie mit ihrem Mann noch zusammen wohnt, obwohl die beiden seit fast zwei Jahren getrennt sind – und wie sich das anfühlt.
„Ich liebe Hamburg. Eigentlich stamme ich aus einer anderen deutschen Großstadt, aber ich hatte das immer als Traum im Kopf: Hierher zu ziehen. Ein paar Jahre nach dem Studium habe ich mich dann getraut. Habe meine Ersparnisse eingepackt und bin hierhergezogen, nach Eimsbüttel. Nahm den ersten Job, der sich mir bot. Und blieb darauf auch eine Weile kleben. Eigentlich habe ich eine Ausbildung und ein Studium, aber es dauerte eine Weile, bis ich was passendes gefunden hatte. War mir egal, der Wohnort hatte für mich oberste Priorität.
Irgendwann lernte ich meinen Mann kennen, wir haben heute zwei Kinder. Und sind leider getrennt. Einen Anlass dafür gab es nicht, es war ein bisschen wie Erich Kästner sagt: Die Liebe kam irgendwo abhanden wie ein Stock oder Hut. Was allerdings nicht abhanden kam, ist unsere Mietverpflichtung. Wir zahlen momentan für unsere Drei-Zimmer-Wohnung 1200 Euro warm, und eigentlich war sie uns auch vor der Trennung mit 67 Quadratmeternschon zu klein. Aber mehr können wir nicht zahlen, und da liegt jetzt erst recht ein Problem: Um als zwei Alleinstehende mit zwei Kindern leben zu können, bräuchte jeder von uns eine Drei-Zimmer-Wohnung. Dann hätten die zwei Kleinen bei jedem ein Kinderzimmer miteinander. Aber das würde unsere Kosten schlicht verdoppeln. Selbst eine zusätzliche Zwei-Zimmer-Wohnung kostet mittlerweile gern mal 700 Euro warm – wer soll das bezahlen?
Weil die Dinge so sind, wie sie sind, wohnen wie einfach weiter zusammen. Gottlob kommen wir ohne Trennungskrieg aus – sonst wäre das ja nicht auszuhalten. Aber auch trotz unserer Abgeklärtheit ist es oft anstrengend. Auf so engem Raum plötzlich neue Rollen zu finden als Nicht-Mehr-Paar. Wer hat wem was zu sagen? Welchen Gefallen darf ich erwarten, was muss wer bezahlen? Wer darf wie viele Abende ausgehen, wer ist für die Kids da? Da sind getrennte Haushalte sicher einfacher. Ich habe keine Ahnung, wie sich die Situation lösen soll: Erben werden wir nichts. Vielleicht wird es irgendwann neue Partner geben, dann muss eine andere Lösung her. Aber die Kinder aus ihrer Umgebung, ihrer Schule, von ihren Freunden weg zu nehmen? Ich versuche einfach, nicht zu viel darüber nachzudenken. So lange es geht, machen wir so weiter.“